Jüdische Bürger im Kreis Gerdauen

Auszug aus dem „Gedenkbuch für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933-1945)“

Im Heimatbrief Nr. 51, Juni 2013, Seite 129, erschien ein Beitrag von mir über die jüdischen Mitbürger in Nordenburg. Diesen schloss ich unter anderen mit den Worten „fast alle jüdischen  Mitbürger überlebten und fanden sich nach dem Weltkrieg in aller Welt wieder“. Hier war ich einem großen Irrtum unterlegen, wie ich bald nach Erscheinen des Heimatbriefes feststellen musste.
Seit mehr als 1700 Jahren leben Juden in Mitteleuropa und seit dem 13. Jahrhundert war für viele Völker, so auch für die Juden, Ostpreußen eine liberale Siedlungs- und Zufluchtsstätte. Den jüdischen Bewohnern begegnete allerdings immer wieder ein ablehnendes Verhalten der einheimischen Bevölkerung. Erst im 19. Jahrhundert wurde langsam das jüdische Volk vollständig in den Staat integriert. So kämpften im 1. Weltkrieg deutsche Juden an allen Fronten und sie wurden zum Teil mit hohen Orden ausgezeichnet. Es fielen 12.000 jüdische Soldaten. Aber bereits kurz nach Ende des 1. Weltkrieges begann sich die politische Atmosphäre sehr stark zu verändern. Immer offener wurden jüdische Mitbürger angefeindet.

Als dann am 30. Januar 1933 Hitler an die Macht kam, veränderte sich das politische Klima noch einmal sehr und als eine Folge kam es vom 9. auf den 10. November 1938 zur Reichspogromnacht. 

Auch im Kreis Gerdauen kam es zu Überfällen.

 

Die Synagoge in Nordenburg (Foto entnommen aus „Kirchspiel Nordenburg - Eine verlorene Kultur“ von Marianne Hansen).

Deshalb habe ich mich mit den damaligen Ereignissen und allen seinen Folgen in unserem Kreis noch einmal ausführlich beschäftigt. Ich fand heraus, dass auf dem Flugplatz Gerdauen eine Außenstelle des KZ Stutthof existierte. Auf der Suche nach einem Bild vom Flugplatz für einen geplanten Artikel stieß ich auf das Online-Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der Nazis von 1933 - 1945. Als ich unter dem Stichwort Gerdauen (Wohn- und Geburtsort) nachschaute, war ich überrascht und zugleich entsetzt, denn ich fand mannigfache Eintragungen für unseren Kreis. Da mir nicht bekannt war, dass es im Kreis Gerdauen einmal ein reiches jüdisches Leben gab, möchte ich den Opfern aus unserer Heimat einen Namen geben und diese nachstehend veröffentlichen.

Zu den Opfern^[1] werden im Gedenkbuch alle Personen gezählt, die eines verfolgungsbedingten Todes starben. Hierunter fallen unter anderem Deportationsopfer, aber auch Personen, die im Rahmen von „Pogromen“ oder „Euthanasie“ ermordet wurden sowie Personen, die durch Suizid starben. Derzeit enthält das Gedenkbuch mehr als 170.000 Namen.

Die Namen wurden aus verschiedenen Quellen zusammengetragen und die Liste der Opfer ist sicherlich nicht vollständig, weil wahrscheinlich noch immer nicht alle Quellen bekannt und damit nicht ausgewertet worden sind.

Die vorliegenden Daten basieren weitgehend auf den handschriftlichen Eintragungen auf den Ergänzungskarten zur Volkszählung von 1939.

Die Geburts- und Wohnorte sind quellengetreu übernommen worden. Hier werden die Grenzen des Deutschen Reiches von 1937 zu Grunde gelegt. Alle Opfer aus den annektierten und besetzten Gebieten werden nicht berücksichtigt, da sie nicht auf dem Staatsgebiet des Deutschen Reiches (Stand 1937) lebten. Diesen Opfern widmen sich weltweit Institutionen und Gedenkstätten.

Die Daten stammen aus dem „Gedenkbuch -  Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945“ des Bundesarchivs (Stand: 2. Mai 2018).

Eine kurze Erläuterung über den Aufbau der Liste:

DIE LISTE

 

aus GERDAUEN

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

aus NORDENBURG

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

aus dem übrigen KREIS GERDAUEN

 

(Den Wohnort Birkenfeld  konnte ich nicht eindeutig unserem Kreis zuordnen, aber aufgrund des Familiennamens, gehe ich davon aus, dass hier Birkenfeld, Kreis Gerdauen, gemeint ist.)

 

 

 

 

 

 

Eine Überprüfung der Kirchspielorte ergab noch Treffer für Birkenfeld, Neuendorf und Altendorf. Da es diese Ortsnamen aber mehrmals gab und ich leider keine eindeutige Zuordnung zu unserem Kreis finden konnte, habe ich nur die nachfolgenden Eintragungen noch aufgenommen, denn hier könnte es vielleicht eine Verbindung zum Kreis Gerdauen geben. 

 

 

Quelle: Bericht von Brigitte Havertz (Büchelstraße 22, 42855 Remscheid, Telefon (0 21 91) 5 92 34 87, E-Mail: brigitte.havertz(at)t-online.de) im Heimatbrief Nr. 62 (Dezember 2018), Seite 89-102