Groß Bajohren (Großblankenfelde)
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TK25-Kartenblatt | 1695 |
Geschichte:
Der Ort heute:
Abbau Behrendt
Hof nördlich von Groß Bajohren am Weg nach Nordenburg, der als eigenständiger Wohnplatz verzeichnet war und am 1. Dezember 1905 zehn Einwohner hatte. Seit 1945 ist der Abbau Behrendt eine Wüstung. Lagekoordinaten bei Google Maps: 54.3071°N 21.5116°O.
Besitzer: Emil Behrendt (*24.04.1870), verheiratet mit Elise Behrendt, geb. Ruthke (*17.08.1884), zwei Söhne: Heinz Behrendt (*09.01.1917) und Werner Behrendt (*23.09.1920); dort wohnte zudem der Bruder von Emil Behrendt, Albert Behrendt (*26.04.1874)
300 Morgen Land, davon 150 Morgen Ackerland, 100 Morgen Weide und Wiesen, 30 Morgen Wald, 10 Morgen Hausgärten und 10 Morgen Hof, Wege und Gräben; Gebäude: Wohnhaus, zwei Ställe, Scheune, Holzschuppen, Autogarage, Kükenstall, Insthaus mit vier Wohnungen, strohgedecktem Stall und Holzschuppen mit fünf Einheiten
Emil, Albert und Elise Behrendt gingen in der zweiten Januarhälfte 1945 zusammen mit den Deputanten auf die Flucht. In Eiche bei Landsberg wurden sie von den Russen gestoppt, Emil und Albert Behrendt sofort erschossen. Elise Behrendt ging mit einigen Deputanten zurück und wohnte bis Anfang 1946 in einer der Instwohnungen. Dann mussten alle den Hof verlassen, da er unmittelbar an der neuen polnisch-russischen Demarkationslinie lag. Der Hof wurde im Februar 1946 niedergebrannt. Die letzten Bewohner zogen nach Waldau. Hier starb Elise Behrendt am 17.02.1946 an den Folgen schwerer Beinverletzungen, die sie sich beim Versuch, den Kachelofen des Wohnhauses anzuheizen, zugezogen hatte. Im Ofen befand sich eine Handgranate. Elise Behrendt liegt auf dem Friedhof Waldau. [Informationen von Georg Sunkel, dem Sohn eines der Deputanten]
Werner Behrendt berichtet über den Versuch, 1946 aus einem russischen Gefangenenlager in Ostpreußen Richtung heimatlichen Hof zu gelangen: "Die Kapitulation der deutschen Truppen am Ende des Zweiten Weltkrieges erlebte ich als Leutnant bei der bespannten Artillerie auf der Halbinsel Hela. Am 9. Mai 1945 legten wir die Waffen nieder und zogen in die Gefangenschaft, nachdem zuvor der russische General unserem deutschen General erklärt hatte, daß die Kapitulanten in spätestens sechs Wochen nach Deutschland entlassen würden. Für mich wurden daraus allerdings weit mehr als vier Jahre; mein Entlassungsdatum war der 1. September 1949. Die ganze Zeit verbrachte ich in verschiedenen Lagern auf ehemals ostpreußischem Gebiet. Am 12. Februar 1946 gelang es mir, den russischen Kommandanten des Lagers in Ragnit dafür zu gewinnen, mit mir in Richtung Nordenburg zu fahren. Als Gegenleistung bekam er meine Armbanduhr. Ich hoffte, auf diese Weise vielleicht bis nach Groß Blankenfelde zu gelangen und etwas über meine Angehörigen zu erfahren. Auf halber Strecke zwischen Insterburg und Nordenburg fiel mir auf, daß keine Zivilpersonen mehr auf den Straßen zu sehen waren. Die Stadt Nordenburg war bis auf wenige Häuser zerstört. Als wir uns von Nordenburg aus auf den Weg nach Groß Blankenfelde machen wollten, stellten wir fest, daß die Strecke zum Schützenhaus bei Babst mit Stacheldraht abgesperrt war. Wir krochen durch eine Lücke in der Absperrung und stiegen über Stolperdrähte. Aber nach einer kurzen Strecke, am Aufgang zum Heldenfriedhof, wurden wir von zwei russischen Militärposten mit vorgehaltener MP angehalten und zur Umkehr gezwungen. Der russische Lagerkommandant wurde, zusammen mit dem Fahrer, in die russische Kommandantur im ehemaligen Nordenburger Lehrerhaus gebracht und dort stundenlang verhört. Ich musste vor dem Gebäude warten und konnte mich kaum von der Stelle rühren, denn auf dem Dach der Kommandantur war ein Wachtposten aufgestellt, der mich nicht aus den Augen ließ. Als ich in geringer Entfernung am Straßenrand einen Schlitten entdeckte und an bestimmten Merkmalen erkannte, dass er aus unserem Besitz stammte, ging ich spontan einige Schritte darauf zu. Da schoss der Posten sofort vor meine Füße und gestikulierte wild, dass ich zurückkommen sollte. Auf dem Hof Bergenthal stand ein weiterer Posten, ebenso wie am Heldenfriedhof. Mir wurde klar, dass hier die Grenze zwischen dem von Russen und dem von Polen besetzten Gebiet verlief. Nach sechsstündigem Aufenthalt in Nordenburg durften wir - dank der guten Verbindungen des Lagerkommandanten nach Königsberg - wieder in Richtung Ragnit zurückfahren. Viele Jahre später erfuhr ich, dass an diesem 12. Februar 1946 meine Mutter noch lebte, allerdings nicht in Abbau Groß Blankenfelde, sondern in Waldau. Wir waren also nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Fünf Tage später ist meine Mutter verstorben."
[Quelle: Kirchspiel Nordenburg - eine verlorene Kultur, Heimatkreisgemeinschaft Gerdauen e.V., 2000, S. 259 f.]