2002 (Kreis Gerdauen)
Auch dieses Jahr fand wieder die schon traditionelle Busreise nach Ostpreußen, veranstaltet von der Fa. Busche und unter der bewährten Leitung unseres Landsmanns Hans Eckart Meyer, statt. 41 Landsleute machten sich bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel ins „Land der dunklen Wälder“ auf.
Die Fahrt führte über Hannover, Magdeburg und Königs Wusterhausen (Zustiegsstationen) an Berlin vorbei zum Grenzübergang Pomellen. Nach einer schnellen und reibungslosen Abfertigung ging es weiter über Stettin und Köslin zur ersten Zwischenübernachtung im Schlosshotel („Zamkowy“) in Stolp, das sich am Rande der Altstadt unmittelbar am Schloss befindet.
Am nächsten Tag erreichte unser Bus nach zwölfstündiger Fahrt den schönen Ostseebadeort Rauschen, wo für die folgenden Tage das Hotel „Bernsteinküste“ unser Quartier sein sollte. Die Fahrt führte uns durch die wunderschöne Kaschubische Schweiz, Danzig, Elbing, Cadinen, Frauenburg (Mittagspause), die innerostpreußische Grenze bei Heiligenbeil (Abfertigungszeit: 75 Minuten) und die ostpreußische Hauptstadt Königsberg.
Den Abend nutzten viele Landsleute noch zu einem Bummel über die Promenade oder durch den wunderschönen Ort im Grünen mit seinen vielen – teils bereits restaurierten – alten Villen aus deutscher Zeit.
Am Freitag stand die Fahrt in den nördlichen Heimatkreis Gerdauen auf dem Programm. Über Königsberg und Friedland steuerte der Bus Gerdauen an, wo bereits erste Ergebnisse der vom dortigen Bürgermeister angekündigten Verschönerungsmaßnahmen (wir berichteten) zu sehen waren. So wurde der Gehsteig an der nördlichen Marktseite einschließlich die Wilhelmstraße hinunter komplett neu mit Verbundpflaster verlegt und die Anlagen vor dem Rathaus (heute Kinderheim) gesäubert und neu bepflanzt. Der Bus steuerte anschließend auch die anderen Orte im nördlichen Kreis an, so dass jeder Mitfahrer sein gewünschtes Ziel erreichte. Am Nachmittag nutzten viele Landsleute noch die Möglichkeit zum Besteigen des Gerdauener Kirchturms, von wo ihnen sich ein herrlicher Ausblick auf die nähere und weitere Umgebung Gerdauens bot. Im Kirchenschiff war man gerade dabei, kreuzartig einen Weg anzulegen und diesen an den Seiten mit Steinen zu befestigen, so dass man künftig wohl das Schiff in Augenschein nehmen kann, ohne sich durch eine Unkrautwüste kämpfen zu müssen.
Im Kulturhaus erfreute dann der Chor der russischen Lehrerinnen und eine kleine Gerdauener Kindergruppe die mitgereisten Landsleute mit deutschem und russischem Liedgut, bevor der Bus sich wieder auf die Rückfahrt nach Rauschen machte.
Der Samstag stand ganz im Zeichen der Kurischen Nehrung – bei herrlichem Wetter ging es über Cranz und Sarkau zunächst ins Nehrungs-Museum, wo den Landsleuten ein Einblick in die Geschichte und die reichhaltige Tier- und Pflanzenwelt dieser einzigartigen Naturlandschaft gegeben wurde. Anschließend fuhr der Bus die alte Poststraße weiter nach Norden in Richtung Pillkoppen, von wo aus eine kleine Wanderung auf die Epha-Düne mit der herrlichen Aussicht auf Haff und Ostsee sowie auf die unbeschreiblich schöne Dünenlandschaft dieser „europäischen Sahara“ belohnt wurde. Gestärkt durch ein Picknick, das vom Ehepaar Meyer, unserer polnischen Reisebegleiterin Maria und unserem Busfahrer Herrn Busche bereitet wurde, ging es dann zur russischen Vogelwarte bei Rossitten. Hier wurde uns die Beringung der Zugvögel demonstriert und ein interessanter Einblick in die wichtige wissenschaftliche Arbeit dieser Station gegeben. Ein eindrucksvoller Tag in einer der schönsten Naturlandschaften Europas klang dann am Abend im Rauschener Hotel mit einem Folkloreabend aus, der von der russischen Gruppe „SamLand“ und deren Sängerin Tatjana Musikantowa gestaltet wurde. Die sehr professionell vorgetragenen deutschen und russischen Volksweisen sowie internationale Musical- und Opernmelodien ernteten den verdienten Applaus der mitgereisten Landsleute.
Den Sonntag nutzten die meisten Mitreisenden zu einem ausgiebigen Bummel durch Rauschen – ein paar Unentwegte testeten auch das noch nicht ganz so warme Wasser der Ostsee. Einige Landsleute fuhren mit Taxi eigene Ziele an, wieder andere verbrachten einen weiteren Tag in unserer Kreisstadt Gerdauen, wohin sie unser Bus brachte. Mit vielen Eindrücken versehen – traurigen, aber auch wenigen hoffnungsvollen – verließen wir am nächsten Tag das Königsberger Gebiet, jedoch nicht ohne vorher einen Abstecher zum Königsberger Dom zu machen. Dessen Restaurierung schreitet gut voran und soll wohl 2004/05 vollendet sein. Wie ein Zeichen der Hoffnung steht dieses imposante Bauwerk auf der ansonsten völlig leeren Kneiphof-Insel – ein Zeichen der Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft Ostpreußens und ein friedliches Miteinander von Deutschen und Russen in diesem leidgeprüften Land.
Nach der Grenzabfertigung bei Heiligenbeil, die etwa 90 Minuten dauerte, fuhr der Bus über Mehlsack nach Heilsberg, der alten Residenz der ermländischen Bischöfe. Das dortige Hotel „Pod Klobukiem“, etwas außerhalb an der Straße nach Guttstadt gelegen, war für die nächsten Tage unser Standort. Nach dem Mittagessen ging es über Bischofstein und Rößel nach Heiligelinde, wo wir in der dortigen berühmten Wallfahrtskirche einem Orgelkonzert lauschen konnten – die Figuren an der Orgel bewegten sich zur Musik.
Am Dienstag stand die Fahrt in den südlichen Kreis Gerdauen auf dem Programm, der seit 1945 unter polnischer Verwaltung steht. Über Bartenstein, Schippenbeil, Dietrichsdorf, Löwenstein, Lindenau, Sillginnen, Skandau, Fritzendorf und Krausen ging es quer durch unseren Heimatkreis, wobei jedes gewünschte Ziel der Mitreisenden angesteuert wurde. Auf Wunsch konnte man auch im jeweiligen Zielort abgesetzt und anschließend auf der Rücktour wieder vom Bus abgeholt werden – mehr Service geht kaum. Einen besonderen Höhepunkt stellte die Weiterfahrt über Barten, Drengfurt und Klein Bajohren (Kleinblankenfelde) nach Friedenshof dar, das unmittelbar am Nordenburger See liegt. Hier wurde wieder ein ausgiebiges Picknick eingelegt und bei herrlichem Wetter und „ostpreußischem Himmel“ konnte man die wunderschöne Landschaft genießen. Sehnsüchtig ging der Blick – nicht nur der Nordenburger – hinüber zur Stadt an der Aschwöne, die hinter dem Grenzzaun so nah und doch an diesem Tage für uns unerreichbar fern lag. Wird sich auch dies irgendwann einmal ändern?
Zurück ging die Fahrt über Drengfurt, Barten, Bieberstein, Molthainen, Aftinten und Langmichels (wo man vom Bus aus den Kirchturm von Gerdauen sehen konnte) nach Momehnen. Hier konnten wir die schöne Dorfkirche besichtigen; einige Mitreisende wagten den Aufstieg zum Glockenturm und konnten dort die alte deutsche Glocke mit der Inschrift „1914/18 Geopfert für Deutschlands Wehr – Neuerstanden zu Gottes Ehr 1937“ bewundern. Auch in Löwenstein, das wir anschließend wieder ansteuerten, stand ein Kirchenbesuch auf dem Programm.
Der Tag fand seinen Abschluss mit einer Stippvisite beim Gut Gallingen (ca. 10 km südlich von Bartenstein), das von einem Warschauer Unternehmerehepaar gekauft und wunderschön restauriert wurde.
Am Mittwoch erlebten die Mitreisenden einen weiteren Höhepunkt dieser Reise – die Schiffsfahrt auf dem Oberländischen Kanal. Über Guttstadt und an Osterode vorbei ging es durch die wunderschöne Hügellandschaft des Oberlandes nach Buchwalde, wo uns zunächst ein Einblick in das technische Wunderwerk der „Rollberge“ gegeben wurde. Bei herrlichem Wetter starteten wir dann mit dem Schiff zur 4 ½-stündigen Fahrt über die fünf Schleusen dieses Meisterwerks deutscher Ingenieurbaukunst, an Feldern, Wiesen, Hügeln und kleinen Dörfern vorbei nach Elbing – wobei auch die Durchfahrt des Drausensees mit den vielen dort lebenden Vogelarten und den Teppichen aus blühenden Seerosen beeindruckte. Diese Fahrt war ein einzigartiges Erlebnis, da waren sich alle Mitreisenden beim Ausstieg in Elbing einig.
In Elbing übernachteten wir im Hotel „Elzam“, das am Rande der von den Polen wiederaufgebauten Altstadt liegt. Am Donnerstag ging es dann über Danzig (Altstadtbummel), durch die Kaschubei, Schlochau und Deutsch Krone nach Dolgen (Kr. Friedeberg/Nm.), wo eine letzte Zwischenübernachtung eingelegt wurde.
Eine eindrucksvolle Fahrt in die Heimat ging dann am nächsten Tag zu Ende – über Küstrin, Königs Wusterhausen, Magdeburg und Hannover erreichte der Bus Rodewald. Alle Mitreisenden waren sich darin einig, dass diese Fahrt ein wunderschönes Erlebnis war und ein großes Dankeschön der Fa. Busche, unserer Reiseleiterin Maria und vor allem unserem Landsmann Hans Eckart Meyer und seiner Frau gebührt, die diese Reise organisiert und uns so hervorragend betreut haben.
Walter Mogk (Nordenburg)