2003 (Skandau/Sillginnen)
Die Vorbereitung dieser Reise hat Manfred Wenzel in Zusammenarbeit mit dem Busunternehmen Busche in vorbildlicher Weise organisiert. Mit 29 Heimatfreunden begann am 26.05. um 7 Uhr die Fahrt von Rodewald über Hannover-Braunschweig-Magdeburg-Berlin zum Grenzübertritt bei Frankfurt (Oder). Der Aufenthalt an der Grenze dauerte 45 Minuten. Die Fahrt ging weiter bis nach Gnesen zur Zwischenübernachtung im Hotel Petrak. Hier erwartete uns auch unser polnischer Reiseleiter Richard Radetzki.
Das Wetter war trocken, bewölkt und auch Sonnenschein. Am 27.05. um 8 Uhr ging die Fahrt weiter nach Thorn. Hier war ein längerer Aufenthalt mit Besichtigung der Stadt geplant. Um 12 Uhr ging die Fahrt weiter über Osterode (Ostpr.)-Allenstein nach Sensburg zum Hotel Panoramic, in dem wir 4 Nächte blieben. Das Wetter dieses Tages war Dauerregen und Gewitter.
Am 28.05. um 9 Uhr erfolgte die Fahrt in die Heimatorte über Rastenburg-Schippenbeil-Leunenburg-Kröligkeim nach Sillginnen und Skandau. Hier hatten wir bis 14.30 Uhr Aufenthalt. In Skandau wurde der polnische Bürgermeister von Landsmann Manfred Wenzel und Fred Zipser besucht, der sie auch sehr freundlich empfing. Die Heimatfreunde spazierten durch den Ort, sahen sich die Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude an, die immer mehr zerfallen. Sie gingen auch in die Häuser, in denen sie einst wohnten und ihre Kindheit verbrachten. Sie wurden von den jetzt dort wohnenden Polen freundlich empfangen.
Doch die Erinnerung an die unbeschwerte, fröhliche Kinder- und Jugendzeit, die sie bis 1945 hier verlebten, in einem schönen Dorf, wo ein reges und fröhliches Leben pulsierte und in dem jetzt bedrückende Stille herrscht, ließ manchem die Tränen in die Augen treten. Noch schlimmer wie in Skandau sieht es in Sillginnen aus. Im Dorfkern von Sillginnen, wo einst 30 Familien wohnten, wohnen jetzt noch 7 Familien. Das Schloss, ehemaliges Kreisfeierabendheim, zerfällt immer mehr. Die Fenster sind zugenagelt, aus dem Mauerwerk werden Steine gebrochen. Es bietet einen ganz trostlosen Anblick. Sehr schlecht sieht es auch auf den meisten umliegenden 18 Bauernhöfen aus. Davon sind 3 vollkommen zerfallen. Der einst so schöne Ort Sillginnen mit dem Flüsschen Liebe bietet heute einen ganz traurigen und trostlosen Anblick. In den Orten Laggarben, Skandau und Sillginnen waren bis 1945 Schulen, die gibt es nicht mehr. Die Kinder aus diesen Orten werden nach Barten und Dönhoffstädt zur Schule gebracht. Auch die Post in Skandau wurde geschlossen. Die nächste ist in Barten. Wehmütig und schweren Herzens nahmen wir mal wieder Abschied von unseren geliebten Heimatdörfern Skandau und Sillginnen.
Die Rückfahrt nach Sensburg ging noch durch den südlichen Teil unseres Kreises Gerdauen über Ludwigshöhe-Momehnen - hier hielt der Bus an und wir konnten in weiter Ferne den Kirchturm und den Wasserturm unserer Kreisstadt Gerdauen sehen. Weiter ging es über Blumenthal-Langmichels-Krausen-Barten-Wenden. Hier sahen wir zur linken Seite über das Feld 3 Wölfe kommen. Der Bus hielt an. Der erste Wolf war ca. 30 Meter vor den zwei anderen, die hintereinander liefen und die Straße überqueren wollten. Plötzlich blieb er etwa 100 Meter vor der Straße stehen, sah zu unserem Bus und drehte bedächtig nach links ab - die beiden anderen folgten in der Reihe nach. Hunde waren es nicht, die wären durcheinander gelaufen. Die Fahrt ging weiter über Rastenburg nach Sensburg. Das Wetter war an diesem Tag sehr schön.
Am 29.05. um 8.30 Uhr Abfahrt nach Nikolaiken. Von hier eine Dampferfahrt über den Spirdingsee nach Rudzanny. Von hier mit dem Bus nach Krutinnen zum Mittagessen. Im Anschluss fand das Staaken auf der Krutinna statt. Danach ging es nach einem Aufenthalt am Spirdingsee zurück nach Sensburg. Das Wetter war sehr schön.
Am 30.09. um 8.30 Uhr Abfahrt zur großen Masurenrundfahrt über Johannisburg mit Stadtrundfahrt, am Spirdingsee entlang nach Lötzen, weiter über Steinort zum Gut und Schloss der Familie Lehndorff. Von hier wieder über Lötzen nach Nikolaiken mit einem längeren Aufenthalt. Der Stadtkern von Nikolaiken ist in einem guten Zustand. Danach ging es nach Sensburg zurück.
Am 31.05. Abschied von Sensburg. Um 8.20 Uhr Abfahrt über Allenstein (hier Stadtbesichtigung) nach Buchwalde zur Schiffsanlegestelle. Von hier fuhren wir mit dem Schiff über die geneigten Ebenen, auch "Rollberge" genannt, auf dem Oberländischen Kanal und den Drausensee nach Elbing. Diese Fahrt ist immer wieder ein besonderes Erlebnis, durch diese wunderschöne unberührte Seenlandschaft mit der herrlichen Vogelwelt. In Elbing erwartete uns unser Bus, der uns dann nach Danzig in das Hotel "Novotel" brachte. Für die nächsten 3 Tage war dies unsere Unterkunft.
Am 01.06. war um 8.30 Uhr Abfahrt nach Marienburg. Hier wurde die Ordensburg besichtigt. Danach fuhren wir nach Danzig zurück. Der Nachmittag dieses Tages stand zur freien Verfügung. Um 17 Uhr fuhren wir nach Zuckau in ein Restaurant zum Abendessen. Hier erlebten wir den Auftritt einer kaschubischen Folkloregruppe, die sehr schöne Darbietungen brachte. Gleichzeitig war das unser Abschiedsabend. Unser Organisator Manfred Wenzel dankte dem Reiseleiter Richard für seine Begleitung und Berichte während unserer Reise. Einen ganz besonderen Dank sprach er unserem Busfahrer Gerhard aus, der mit seiner umsichtigen Fahrweise, mit viel Witz, Humor und Gesang zum guten Gelingen der Busfahrt beigetragen hat. Fred Zipser bedankte sich im Namen aller Reiseteilnehmer bei Manfred Wenzel für seine Arbeit und die gute Organisation dieser Reise. Um 21 Uhr ging die Fahrt zurück ins Hotel nach Danzig.
Am 02.06. um 8.30 Uhr war Abfahrt zur Stadtrundfahrt durch Danzig. Dann Weiterfahrt nach Zoppot. Hier Besichtigung der Strandanlagen und des 500 Meter langen Seesteges. Danach Rückfahrt bis Oliva, Besichtigung der Kirche mit der Teilnahme am Orgelspiel. Danach war Rückfahrt in das Hotel nach Danzig. Am Nachmittag von 12.30 Uhr bis 14.30 Uhr fand mit dem Reisebegleiter Richard eine Besichtigung der Altstadt mit Krantor zu Fuß statt.
Am 03.06. um 8 Uhr war Abfahrt zur Rückreise, die über Karthaus-Stolp-Köslin nach Stettin zur Zwischenübernachtung in das Hotel "Reda" ging.
Am 04.06. um 7.35 Uhr Abfahrt vom Hotel zum Grenzübergang. Die Abfertigung hat 25 Minuten gedauert und wir konnten weiter fahren. Über Berlin-Magdeburg-Braunschweig-Hannover wurde glücklich und zufrieden die Fahrt in Rodewald beendet.
Vielleicht war es die letzte gemeinsame Reise der Skandauer und Sillginner Heimatfreunde. Nicht das Interesse, sondern das zunehmende Alter schränken die Reisetätigkeit ein. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es eine schöne Reise mit vielen alten Erinnerungen war. Die Fotos aus unserer so schönen Heimat Ostpreußen, die auf dieser Reise gemacht wurden, bleiben als stete Erinnerung.
Alfred Weiß (Sillginnen)